Wolfsmilch
Buch E-Book
Gebunden, Fadenheftung, Lesebändchen
232 Seiten
CHF 28.00, EUR 28.00
ISBN: 978-3-85990-534-4
E-Book
ISBN mobi: 978-3-85990-536-8
ISBN epub: 978-3-85990-535-1
2 Rezensionen
Zoran Blasić, Spross jugoslawischer Gastarbeiter, hat es in Zürich zum mittelmässigen Bildungsbürger gebracht. Diskriminierung und Arbeitskämpfe spuken nur noch als dumpfe Erinnerungen durch das Familiengedächtnis. Es bleiben ein paar Gespenster und ein unerklärliches Alkoholproblem. Um die Sucht in den Griff zu bekommen, zieht Zoran mit seiner Frau Michi in die kleine Ostschweizer Gemeinde Schatterbach.
Angekommen im Postkartenidyll, beginnt die Fassade sofort zu bröckeln: Schatterbach feiert jährlich ein grosses Fest, bei dem unter Vogelmasken das Böse aus dem Dorf vertrieben wird. Doch statt die Gemeinschaft von ihren Gespenstern zu reinigen, scheint das Maskenfest das Gegenteil zu bewirken. Es ist, als würden unter den Vogelmasken die Toten wiederkehren. Und mit ihnen kommen der Nationalismus und Rassismus der Neunzigerjahre zurück.
Während Zoran zunehmend besessen den Untoten nachforscht, durchlebt er noch einmal die von Ausgrenzung und Gewalt geprägte Geschichte seiner Familie: Seine Grossmutter wurde in der Schweiz von einer stolzen Kommunistin zur serbischen Nationalistin, er selbst beendete seine Jugend mit einer nicht wiedergutzumachenden Gewalttat.
Timo Krstin gelingt in seinem Roman ein Hochseilakt über verschiedene Zeit-, Raum- und Wahrnehmungsebenen. Mit diesem halb surrealistischen Stilmittel, angesiedelt zwischen magischem Realismus und Schauerroman, zeichnet er das Bild eines von Migration geprägten Europas, dem es einfach nicht gelingen will, seine nationalistischen Gespenster zu bannen.
"Ein düsterer, aber faszinierender Roman voller Symbole und mit einer außergewöhnlichen Thematik, die nicht mehr loslässt - wie in einem guten Gruselfilm. Empfehlenswert."
Helga Winkelmann, ekz Bibliotheksservice
"Timo Krstins Erzählung mischt das, was ist, und das, was war, mit dem, was sein könnte, auf virtuose Weise zu einem subtilen Albtraum."
Postkarten-Buchtipp von #büCHerstimmen
Vielleicht war das der Moment, dachte Zoran, in dem aus den Jugoslawen, nachdem man sie als Gastarbeiter zu Jugos gemacht hatte, die Serben wurden: herausgeschält, geschliffen und gestählt in Zusammenarbeit mit einer ehemaligen Bauernpartei aus der Schweiz.