Zeichen an der Wand

Buch E-Book

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Gebunden, Fadenheftung, Lesebändchen

192 Seiten

CHF 23.00, EUR 23.00

ISBN: 978-3-85990-449-1

E-Book

ISBN mobi: 978-3-85990-451-4

ISBN epub: 978-3-85990-450-7


3 Rezensionen

Was tut sich nicht alles in der Birkenallee, einer ruhigen Berner Quartierstrasse! Ein älteres Ehepaar sucht sein Verhältnis neu zu bestimmen; die Frau ist besorgt, weil ihr Mann zunehmend Wahnideen verfällt und überall ausländische Terroristen sieht – dabei haben beide ihre kleine Enkeltochter aufzuziehen. Deren Mutter, allein lebend, versucht sich ziemlich erfolglos als Geschäftsfrau. Um sie wirbt ein verkannter junger Künstler, von Beruf Koch, dem seine Ex-Partnerin den gemeinsamen dreijährigen Sohn zuschiebt. Ausserdem hat sich noch eine Schriftstellerin in die Strasse verirrt, die gute Gründe hat zu hoffen, dass sie dort unerkannt bleibt. Sie alle schlagen sich schlecht und recht durchs Leben, haben oder bekommen es miteinander zu tun – und merken nicht, wie sich in ihrer kleinen Welt ein Drama anbahnt. Ist es unausweichlich oder liesse es sich verhindern? Könnte jemand die Zeichen verstehen, die es ankündigen?

Hannelore Dietrichs leiser, aber aufwühlender Roman erzählt in einer prägnanten Sprache und auf empathische Art von Menschen, die nach ihrer Identität, nach Erfolg und Liebe suchen, aber auch von den Hindernissen auf ihrem Weg und ihrer Blindheit gegenüber dem Geschehen um sie herum. Im Mikrokosmos der Quartierstrasse, in der sie alle leben, spiegeln sich grundlegende Probleme unserer Zeit.

Rezensionen

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Ansprache an der Lesung von Hannelore Dietrich

Andri Probst | Fachstelle Kultur, Köniz / 8.9.22

Lesung von Hannelore Dietrich in der Villa Bernau in Bern-Wabern
Ansprache von Andri Probst, Leiter der Fachstelle Kultur der Gemeinde Köniz

Vielen Dank für die Einladung zur Lesung anlässlich des 40-Jahr-Jubiläums des Café littéraire.

40 Jahre, das ist fast so lange wie ich lebe und aus meiner Warte eine extrem lange Zeit für eine Literaturveranstaltung dieser Art. Ich gratuliere ganz herzlich und danke auch im Namen der Gemeinde Köniz für Ihr grosses und leidenschaftliches Engagement. Ich wünsche Ihnen, dass das Café littéraire weitere 40 Jahre bestehen und wirken möge.

Gegenüber unserer Wohnung steht ein gelber, ziemlich hässlicher Wohnblock mit geschätzt 10 Wohnungen. Bewohnt werden diese hauptsächlich von Personen aus ferneren Regionen, und obwohl wir seit 15 Jahren das markante Gebäude im Blickfeld haben, blieb es fremd. Man sieht manchmal jemanden hinaus- oder hineingehen, ein Mann raucht immer wieder auf seinem Balkon und von Zeit zu Zeit ertappe ich mich beim Beobachten und Fantasieren. Nicht immer sind meine Gedanken wohlwollend, Misstrauen schleicht sich ein, obwohl auch in meiner nächsten Verwandtschaft Migration stattfand.

Der Zufall will es, dass in kurzer Zeit aus dem anonymen und etwas hässlichem Wohnblock ein Ort wird, bei dessen Betrachtung ich nun positive und freundliche Gedanken habe. Was war geschehen?

Nun, ein Junge aus dem Haus geht seit einem Jahr in die gleiche Klasse wie unsere jüngste Tochter, mittlerweile haben die beiden Mütter (typisch, oder) dank den Arabisch-Kenntnissen meiner Frau auch privat etwas Kontakt. Seit August besucht ein 4-jähriges Mädchen, das mit seinen Eltern in der 1-Zimmer-Wohnung im EG haust, die Kita meiner Tochter, um Deutsch zu lernen. Und zu guter Letzt lernten wir vor einer Woche im Bus eine ältere Frau kennen, die seit über 10 Jahre im Block wohnt und gemeinsame Bekannte hat. Vielleicht ergibt sich irgendwann sogar die Gelegenheit, eine der Wohnungen von innen anzuschauen. Diese Entwicklung ist schön, fantastisch. Nur: warum brauchte es dazu die Kinder? Warum waren wir Erwachsene nicht fähig oder willens, selber und früher Kontakt aufzunehmen?

Frau Thöni, ich danke Ihnen, dass sie mich für diese kurze Rede angefragt haben, denn in der Folge las ich das Buch "Zeichen an der Wand" von Frau Dietrich. Und ich danke Ihnen, Frau Dietrich, dass Sie das Buch geschrieben haben, denn es hat mich dazu gebracht, über den gelben Wohnblock und mein Verhältnis zu den Menschen, die darin wohnen, nachzudenken. Und ich habe mir vorgenommen, beim nächsten Mal nicht mehr 10 Jahre zu vergeuden und die Kontaktaufnahme selber zu übernehmen.

Falls Sie sich, sehr geehrte Damen und Herren, nun fragen, was um Himmels Willen meine kurze Geschichte mit dieser Veranstaltung zu tun hat, dann rate ich Ihnen: Lesen Sie das Buch!

Denn Literatur kann Leben verändern.

Ich wünsche noch einen schönen Abend und danke herzlich für Ihre Aufmerksamkeit.