Temná
Buch E-Book
Gebunden, Fadenheftung, Lesebändchen
192 Seiten
CHF 25.00, EUR 25.00
ISBN: 978-3-85990-572-6
Erscheint im September
Die Wege von Tonka, Ingrid und Jill kreuzen sich in Basel. Tonka, 70, ist Steinmetzin und ehemalige Tagesmutter. Ihrer Herkunft haftet ein doppelter Makel an: Sie ist halbe Roma und als Kind mit ihrer Mutter aus der damals kommunistischen Tschechoslowakei in die Schweiz geflüchtet. Im nordböhmischen Temná hat sie ein Ferienhaus geerbt. Ingrid, 42, ist Übersetzerin und schreibt als journalistische Freelancerin vorwiegend Nachrufe. Tonka war einst ihre Tagesmutter, doch der Kontakt brach vor 24 Jahren nach einem traumatischen Ereignis abrupt ab. Die 17-jährige Jill ist kürzlich aus Schottland zu ihrer Mutter in die Schweiz gezogen. Sie möchte Tonka zu ihrem Beruf interviewen und bei Ingrid ihr Deutsch verbessern.
Merkwürdige Ereignisse stellen Ingrid, Tonka und Jill vor unbequeme Entscheidungen und geben ihrem Leben eine dramatische Wende. In Basel brennt ein Gartenhäuschen ab, ein verletzter Mann, der in illegale Tätigkeiten verstrickt zu sein scheint, bittet Ingrid um Hilfe. Sie entdeckt Selbstmordnotizen der verschlossenen Jill, und auf der Brandstelle findet sie Jills Armband. Zur gleichen Zeit begegnet Tonka in Temná einem Hund, der ihrem vor Jahren auf mysteriöse Weise verschwundenen Hund gleicht. Und im Schrank findet sie alte Zeitungsausschnitte über einen unaufgeklärten Todesfall in ferner Vergangenheit, der mit ihr mehr zu tun hat, als sie wahrhaben will.
Ingrid, Tonka und Jill müssen sich mit fremden und eigenen Vorurteilen, mit Diskriminierung und Ausgrenzung, mit Scham und Schuldgefühlen auseinandersetzen und mit der Frage, wie politische und gesellschaftliche Realitäten in ihr Leben eingreifen.
Ein feinfühliger Roman voller Poesie und subtilem Humor.
Er fragte, ob sie aus dem Osten sei. Schon nickte sie und wollte ihm erklären, aus welchem osteuropäischen Land wir kämen, da sagte der Verkäufer verträumt: Lassen Sie mich raten. Ich erkenne den Akzent. Sicher kommen Sie aus Graubünden, aus dem Engadin, nicht wahr? Dort ist es so schön. Ja, pflichtete ihm meine Mutter bei. Wunderschön sei es dort. Sie habe hier im Unterland oft Heimweh nach dort oben.
Ab diesem Tag verschob sich der Herkunftsort meiner Mutter um einige hundert Kilometer nach Westen. Obwohl Mutter noch nie im Engadin gewesen war, beschloss sie, dass dies ein guter Ort sei, um unsere Vorfahren anzusiedeln und uns das Leben in der Schweiz einfacher zu machen. Hartnäckig arbeitete sie daran, das Etikett Ostblock loszuwerden und dem Etikett Engadin gerecht zu werden.