Strafuntersuchung – was tun?

Broschur

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Broschur

232 Seiten

CHF 24.00, EUR 24.00

ISBN: 978-3-85990-161-2

Bis weit in die 1970er Jahre sah sich das Gros der Anwaltschaft in Strafsachen als »Diener des Rechts«; Eintracht mit Behörden war wichtiger als eine pointierte Interessensvertretung der Angeschuldigten. Eine junge Generation von Strafverteidigenden fing damals an, das anders zu sehen. Mit dem Risiko, zu »ungeliebten Dienern des Rechts« zu werden, setzte sie sich konsequent für die Rechte der Angeschuldigten vor dem staatlichen Zugriff ein. Ein Produkt dieser Haltung war der umfassende Ratgeber »Strafuntersuchung – was tun?« des Zürcher Anwaltskollektivs (1978). Er leitet an, wie man sich in einer Strafuntersuchung am besten verhält.

45 Jahre nach der Erstausgabe erscheint das Buch nun bereits in sechster Auflage, die unter Berücksichtigung der Strafprozessrechtsrevision 2022 überarbeitet, aktualisiert und neu geschrieben worden ist. Es erklärt ganz praktisch den Ablauf eines Strafverfahrens. Es zeigt, wie die Polizei funktioniert, was die Gerichte machen, wo das Handeln der Behörden Grenzen hat, aber auch, wie Beweise gewürdigt und eine Strafe gefunden werden. Und, ganz wichtig: Welche Rechte Bürger:innen und ihre Verteidiger:innen haben. Der Text enthält zum einen notwendiges strafrechtliches Hintergrundwissen für beschuldigte Personen. Zum anderen aber auch konkrete Ratschläge, wie diese sich in einer bestimmten Situation am besten verhalten.

Der Ratgeber ist so konzipiert, dass man auch nur einzelne Kapitel oder Abschnitte lesen kann und trotzdem das Wesentliche mitbekommt. Bei der Lektüre von A bis Z sind daher in Kernaussagen gewisse Wiederholungen anzutreffen. Dafür sind beschuldigte Personen über  ihre Rechte wirklich umfassend orientiert. Denn alle müssen ihre Rechte kennen, um sie wahrnehmen zu können!

Vorwort der Redaktion

Verhaftet bei der Klima-Demonstration? Leuchtpetarden im Fussballstadion gezündet? Des Hausfriedensbruchs beschuldigt, weil Sie ein leerstehendes Gebäude besetzt haben? Mit Drogen erwischt? Ein Diebstahl im Warenhaus? Wurden Sie angetrunken beim Autofahren ertappt, oder sind Sie einfach viel zu schnell gefahren?

Geraten Sie ins Visier der Justiz, stehen Sie oft ganz allein einem ziemlich gut organisierten Apparat gegenüber. Polizei und Staatsanwaltschaft können Sie als beschuldigte Person verhaften. Womöglich beschlagnahmen sie Ihr Eigentum; es drohen Geldstrafen, hohe Kosten, Eintrag im Strafregister und soziale Nachteile. Das Ganze wird Ihnen in einer kaum verständlichen Sprache präsentiert.

Der Fernsehkrimi am Sonntagabend hat wenig mit dieser Wirklichkeit zu tun: ›Buebetrickli‹ wie falsche Alibis funktionieren selten, die Gerechtigkeit siegt nicht immer, und Ihre Verteidigung kann Unmögliches nur ausnahmsweise möglich machen. Ein Strafverfahren ist tückisch, und Ihr höchstpersönlichstes Gut steht auf dem Spiel: die Freiheit. Für Sie als beschuldigte Person sind Kenntnisse über das Strafverfahren deshalb nicht nur hilfreich, sondern nötig.

Das vorliegende Buch als Leitfaden für die beschuldigte Person wurde in seiner Entstehung 1978 von den Behörden sehr ungern gesehen. Die Autorin Barbara Hug wurde dafür sogar disziplinarisch bestraft. Die Justiz sah damals einen solchen Leitfaden, der sich konsequent an den Verteidigungsrechten orientiert, als für eine Rechtsanwältin ungebührlich an. Im Laufe der Zeit änderte die Haltung von gewissen Behördenmitgliedern: 2011 erhielten einige der elementarsten Rechte einer beschuldigten Person mit der eidgenössischen Strafprozessordnung ihre Grundlage. Es gibt aber weiterhin noch viel für einen effektiven Rechtsschutz der beschuldigten Person zu tun! Gerade deswegen erscheint unser Buch nach wie vor, mittlerweile in sechster Auflage. Es berücksichtigt die Änderungen der 2022 abgeschlossenen Revision der Strafprozessordnung, auch wenn diese im Erscheinungszeitpunkt noch nicht in Kraft gesetzt wurden. Die periodischen Neuauflagen gewährleisten damit, dass wir die aktuelle Praxis umfassend einarbeiten und unsere Ratschläge danach ausrichten. Orientierungsgrösse bei der Redaktion ist uns weiterhin die konsequente Wahrnehmung der fragilen Beschuldigtenrechte.

Der Text enthält zum einen notwendiges strafrechtliches Hintergrundwissen für Sie als beschuldigte Person. Zum anderen aber auch konkrete Ratschläge, wie Sie sich in einer bestimmten Situation am besten verhalten. Der Schwerpunkt mancher Kapitel liegt mehr auf dem ›Gut zu wissen‹, in anderen Passagen dominiert das ›Aufgepasst‹ und ›Merke‹.