in wellen dunkler zuversicht

Buch

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Gebunden, Fadenheftung, Lesebändchen

168 Seiten

CHF 22.00, EUR 22.00

ISBN: 978-3-85990-453-8

Ihren zehnten Lyrikband widmet Joanna Lisiak ihrem verstorbenen Lebenspartner. Trauer ist hier daher nicht nur Thema, sondern recht eigentlich der Boden, aus dem die Gedichte gewachsen sind, die Substanz, die sie nährt. Es geht um "degustationen des weinens", um "den gefrässigen briefkasten, (dem es) trauerkarten angetan" haben, um das Umfeld, "das (mich) begutnachtet / veremojisiert / bekochtindeneigenenvierwänden". Auf sich selbst zurückgeworfen, gibt sich die Autorin einem Prozess hin, der sie durch verschiedene Stadien des Schmerzes, der Erinnerung und der Ablösung führt, der Zeile für Zeile Wunden aufreisst – und gleichzeitig heilt –, der sie mit Unabgeschlossenen, mit Sinnfragen und mit der eigenen Situation als sogenannt Hinterbliebene konfrontiert. Dies aber durchaus mit ironischem Touch: Ihr Heim sei "kanzlei für lethargie / selbstauskunftsbüro / rückzugsort des stillstands / behörde zur erforschung von wehmut".

Trotz des herben Hintergrunds handelt es sich eben nicht um ein düsteres Buch: Als »Spielräume des Staunens« wurde Joanna Lisiaks oft leichtfüssige Lyrik schon beschrieben, und so facettenreich präsentieren sich auch die vorliegenden Gedichte: Expressive Bilder der Schwermut kontrastieren mit sarkastischen Bemerkungen und einem Pinselstrich Hoffnung. Zarte Naturbeschreibungen wechseln sich ab mit Schilderungen von Sinnesreizen, Skurriles mit Nachdenklichem. "in wellen dunkler zuversicht" ist eine poetische Annäherung an das Unfassbare.

 

"Joanna Lisiaks Gedichtband überrascht durch seinen Formenreichtum, seine vielen Perspektiven und seine sprachlichen Erfindungen."

Beat Mazenauer, Viceversa Literatur, über "links wenn sie träumt"

bei vollmond

unverschämt wie sich
die erde weiterdreht pralinen
in mündern verschwinden
pirouetten eingeübt
eheringe auf finger wandern
während die stunde null hier
mehrmals am tag schlägt
störrisch im gang eine verwaiste
irrende mit spreizfuss

das zifferblatt der uhr hat
sich davongemacht und
deckt den vollen mond
verloren staksen die uhrzeiger
durch die milchstrasse