Das Packeis vermüllern

Broschur

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Broschur

228 Seiten

CHF 25.00, EUR 25.00

ISBN: 978-3-85990-484-2


2 Rezensionen

Die Zürcher Bewegung 1980 ist auf der Strasse entstanden und hat sich meist auf der Strasse abgespielt. Doch die Auseinandersetzung fand auch in den Medien statt. Um eine Gegenöffentlichkeit herzustellen, produzierten Mitglieder der ›Bewegig‹ Flugblätter, Filme, Aktionen. Insbesondere dienten Eisbrecher und brecheisen/brächise vom Oktober 1980 bis Mai 1981 als Bewegungszeitungen. Mit einer Auflage von 20’000 Exemplaren waren sie kurzfristig äusserst erfolgreich.

Dieses Buch untersucht Entstehung, Funktion, Mittel und Wirkung der beiden Wochenzeitungen. Es basiert auf zahlreichen Gesprächen mit Zeitzeug:innen, auf Archivrecherchen sowie der genauen Lektüre und Betrachtung der Zeitungstexte und -bilder.

Neben Informationen über Aktionen der Bewegung und Repressionen des Staats hat der Eisbrecher zahlreiche ästhetische Mittel ausprobiert, um das Zürcher Packeis aufzubrechen: das sprichwörtlich gewordene Müllern, das heisst die Übersteigerung herkömmlicher Haltungen, oder die satirische Umwandlung von vorherrschenden Sprechweisen. Das von einer jüngeren Generation der Bewegten gestaltete brecheisen verwendete brachialere Mittel und druckte häufig Texte zur subjektiven Befindlichkeit der Schreibenden ab. Darin zeigte sich auch eine Veränderung des politischen Umfeld und der Bewegung: von der Lust zu Repression und Frust.

Dieses Buch ist ein Forschungsbeitrag zu einer Protestbewegung der jüngeren Schweizer Geschichte ebenso wie eine immer wieder vergnügliche Lektüre. Es ist die stark überarbeitete Version einer vom Sozialarchiv ausgezeichneten Studie.

Mein Vater erzählte mir von einer Fotografie, auf der er als Polizist verkleidet an einer Demonstration zu sehen ist, und von einer Badewannenszene in einem Film der Zürcher Bewegung. Meine Eltern berichteten von Punkkonzerten, von ›Herr und Frau Müller‹ und natürlich von der ›Schmier‹ … Und die Stiefmutter meines Vaters – nicht gerade redselig, wenn es um jene Zeit ging – erzählte mir von ihrem einzigen Besuch zu Kaffee und Kuchen in der Wohnung an der Hellmutstrasse und meinte lapidar: kein ›Tassli‹ habe zum anderen gepasst.